Taufbecken

 

Der Altarraum ist nach dem klassischen Muster lutherischer Kirchen geord­net: rechts vom Altar die Kanzel, links vom Altar das Taufbecken.

Foto: Karl-Heinz Entschel
Foto: Karl-Heinz Entschel

Unser Taufbecken ist eine Arbeit aus dem 15. Jahrhundert. Es ist ein Bronzekes­sel im gotischen Stil auf drei Beinen. Die Füße erinnern an Lö­wentatzen. Die Beine haben pflanzenartige Ornamente und sind ungleich­mäßig angeschweißt. Die Form des Kessels erinnert an eine auf dem Kopf stehende Glocke. Er ist unten mit einer Borte aus Weinreben verziert, auf der gotische Bögen mit Blattwerk und Eicheln aufsitzen. Seit dem 12. Jahrhundert wurden solche Taufbecken in Glockengießer­werkstätten her­gestellt. Ihre Form lässt sich auch als Kelchform interpretieren und stellt dann eine Verbindung zum Abendmahl dar. Ursprünglich muss unser Taufkes­sel einen Deckel gehabt haben, wie es für solche Kessel üblich war. Sie schützten das Taufwasser, das nur zu Ostern gewechselt und ge­weiht wurde, vor Verunreini­gungen. Am Kesselrand finden sich noch zwei einander gegenüber liegende Ver­schlüsse für den Deckel. Durch den einen lässt sich ein Stab durchschieben.

Foto: Karl-Heinz Entschel
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Der an­dere hat die Form eines Kopfes mit großer Stirn, Glatze, großen Augen und einem Vollbart. Viel­leicht eine Darstellung Johannes des Täufers? Er schaut den Betrach­ter an. Die Deckel von solchen Taufbecken wurden an der Decke aufgehängt und ließen sich mit einem Seilzug hochziehen. Wo aber in unserer Kirche eine solche Konstruktion war, ist nicht mehr zu erkennen. Vielleicht gab es sie auch nie und das Taufbecken wurde günstig erworben, weil der De­ckel fehlte.

Foto: Karl-Heinz Entschel
Foto: Karl-Heinz Entschel

Das Taufbecken ist groß genug, dass darin ein Säugling oder ein Kleinkind durch Un­tertauchen getauft werden kann. Doch im 16. oder Anfang des 17. Jahr­hunderts kam das voll­ständige Untertauchen bei der Taufe aus der Mode. Unser Kessel wurde durch eine Taufschale aus Messing ergänzt, gemäß der Gravur von Anna Broies am 19. April 1618 der Herrnburger Kirche gespendet.

 

Foto: Karl-Heinz Entschel
Foto: Karl-Heinz Entschel

In die Taufschale ist ein Bild getrieben: Die Verkündigung des Engels an Maria, dass sie Christus gebären wird. Dieses weihnachtliche Thema fin­den wir auch auf dem Altar dargestellt, im Mittelteil in der Mitte der unte­ren Hälfte. Anders als auf dem Altar hat in der Taufschale der Engel Flü­gel und über Maria ist eine Taube als Sinnbild des Heiligen Geistes darge­stellt. Die Taube verbindet die Verkündigungs­szene mit der Taufe Jesu, bei der der Heilige Geist in Gestalt einer Taube vom Him­mel über Jesus kommt und eine Stimme vom Himmel bekennt: „Dies ist mein lie­ber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ In dem Bild in unserer Taufschale wird dieses Bekenntnis von Gott gleichsam über dem ungeborenen Jesus gesprochen.

Foto: Karl-Heinz Entschel
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Frank Martin Brunn