Die Walrippe

 

Ungewöhnlich für eine Kirche, die nicht am Meer liegt, ist die Walrippe, die unter der Decke der Herrnburger Kirche hängt. 2,20 Meter ist sie lang und mit einer kurzen Kette an der Decke im Kirchenschiff befestigt.

Foto: Karl-Heinz Entschel
Foto: Karl-Heinz Entschel

Als Pastor Johannes Wunderlich die Kirche renovierte, fand er die Rippe 1984 oder 1985 mit einer dicken Staubschicht bedeckt zwischen etlichem Gerümpel auf dem Dachboden der Kirche. Er ließ sie aufarbeiten und an der Decke aufhängen.


Wo die Walrippe herkommt und wie sie in unsere Kirche kam, lässt sich nicht mehr sicher sagen. Ist sie vielleicht sogar eine Rippe des Wales, der den Propheten Jona verschlang? – Schlüssig scheint folgende Erzählung zu sein:

 

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts ließen Dürrezeiten die Ernten der Bauern auf den sandigen Böden in unserer Gegend gering ausfallen. Hungersnöte drohten. Die Not zwang zur Suche nach anderen Erwerbsquellen. Etwa um 1750 wurden deshalb junge Männer aus Herrnburg zum Walfang geschickt. In Hamburg schifften sie sich ein. Wale wurden im Eismeer vor Grönland gejagt. Die Jagd war gefährlich. Der Wal wurde mit Harpunen und Lanzen von den Beibooten des Walfangschiffes (sog. Schaluppen) aus erlegt. Wehrte sich der Wal heftig, konnte er eine Schaluppe zum Kentern bringen. Legendär ist der Untergang des Walfangschiffes Essex aus Nantucket (USA), das am 20. November 1820 durch Rammstöße eines Pottwals versenkt wurde. Herman Melville hat die Geschichte in dem Roman Moby Dick verarbeitet.

 

An die Gefahren des Walfangs erinnert die Walrippe in unserer Kirche. Sie lädt die Kirchenbesucher zum Gebet für die Seefahrer ein.

Frank Martin Brunn